Implantologie
Gut zu wissen
Geschichte der Implantologie
In den 50er Jahren entdeckte der Orthopäde Per-Ingvar Branemark zufällig, dass sich Titan mit Knochen so eng verband, dass es nicht mehr zu entfernen war. Aufgrund dieser Erkenntnisse und weiterer Forschungen wurden die in der zahnärztlichen Implantologie verwendeten Schraubenimplantate entwickelt. In den letzten 50 Jahren haben sich die verwendeten Implantate sowohl in der Form als auch in der Oberflächenbeschaffenheit deutlich weiterentwickelt. Die heutigen Implantate besitzen eine spezielle raustrukturierte Oberfläche. Dieser oberflächenvergrößernde Effekt um das 2-3fache des Implantatgrundkörpers führt zu einer besseren Verzahnung mit dem Knochen und zu einer besseren Lastverteilung.
Von der Form her haben sich rotationssymmetrische Implantate (Schraubenimplantate) durchgesetzt. Diese Implantate weisen in der Regel ein Gewinde auf, wodurch sie sich im Knochen festsetzen (Primärstabilität). Das verkürzt die Einheilzeit. Zusätzlich verjüngen sich ein Teil der Implantate zum Ende hin, so dass eine Konusform entsteht. Diese Technik hat den Vorteil, dass das chirurgische Vorgehen weniger belastend ist und es seltener zu Komplikationen kommt als bei früheren Implantationstechniken.
Zusammengesetzte Implantate haben sich im Vergleich zu einteiligen Implantaten bewährt. So bestehen mehrteilige Implantate aus dem im Knochen verankerten Implantatkörper, dem sogenannten Implantat, und dem Kopfteil, dem Abutment, auf das dann die Krone, Brücke oder der Prothesenanker zementiert wird. Der Vorteil bei den zusammengesetzten Implantaten besteht darin, dass die Einheilung nicht durch zu frühe Belastung gefährdet wird und dass man besser auf die gegebenen Verhältnisse durch verschiedene Kombinationsmöglichkeiten von Kronen- und Wurzelanteil reagieren kann.
Implantate kann man in jedem Alter setzen, solange der Allgemeinzustand gut ist. So kann man durchaus mit 80 oder 90 Jahren noch ein Implantat bekommen. Auch als sehr junger Mensch kann es sein, dass ein Implantat notwendig werden könnte. Durch Nichtanlage von Zähne oder Unfall kann es zu einer Zahnlücke kommen. Da ist es gut, wenn die Wachstumsphase beendet ist, also meistens zwischen 17 und 18 Jahren, weil das Implantat nicht mehr mit wächst und an dem Ort verbleibt, wo es gesetzt wurde.
Implantate können ein Leben lang halten. Heutzutage kommt es nur noch sehr selten zu einem Implantatverlust. Das ein Implantat nach 10 Jahren noch da ist, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 Prozent zu erwarten. Aber auch Implantate können Parodontitis bekommen und müssen entfernt werden. Deshalb ist eine gute Pflege und Nachsorge entscheidend. Ein Vorteil haben Implantate auf jeden Fall: Es kann an ihnen keine Karies entstehen. Ansonsten hat man die Implantate ein Leben lang.
Nicht immer ist es möglich, ein Implantat sofort zu setzen. Es kann vorkommen, dass zu wenig Knochen vorhanden ist, um das Implantat stabil zu verankern. Dann kann der Knochen in einer Sitzung vor der Implantatsetzung oder während der Operation aufgebaut werden. Eine wichtige Voraussetzung ist auch eine gute Mundhygiene, damit es nicht zu Entzündungen kommt.
In wenigen Fällen liegen auch Allgemeinerkrankungen oder Medikamenteneinnahme vor, die eine Implantation ausschließen:
- Bisphosphonat-Medikation
- Starke Blutgerinnungsstörungen
- Immunerkrankungen, z. B. HIV
- Bestrahlter Kieferknochen
- Nicht ausgeheilte Parodontose
- Knochenmarkserkrankungen
- Schwere Herz-Kreislauferkrankungen
- Schwerwiegende Allgemeinerkrankungen, Stoffwechselstörungen
Bevor das Implantat gesetzt wird, erfolgt eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle, speziell am Ort der geplanten Implantation. Der Kieferknochen und die Schleimhaut werden hinsichtlich des geplanten Eingriffs beurteilt. Mit Hilfe von Röntgenbildern und anderen modernen bildgebenden Verfahren wird die Qualität des Knochens ermittelt und die Größe und Lage des Implantates festgelegt. Planungsmodelle und individuelle Operationsschablonen werden angefertigt.
Der eigentliche chirurgische Eingriff erfolgt unter Lokalanästhesie. Der Knochen wird da, wo das Implantat hinkommen soll, freigelegt. Mit Hilfe von kleinen Vorbohrern und dem Hauptbohrer wird das Implantatbett geschaffen. Im nächsten Schritt wird dann die Titanschraube eingebracht und die Mundschleimhaut vernäht. In der Regel heilt das Implantat bei uns unter der Schleimhaut ein (geschlossene Einheilung). Nach einer Woche ist die Wunde zugeheilt und die Fäden können entfernt werden. Die eigentliche Einheilungsphase dauert in den meisten Fällen mehrere Wochen. Im Oberkiefer meist länger als im Unterkiefer. In seltenen Fällen ist auch eine sog. Sofortbelastung möglich.
Ist das Implantat eingeheilt, erfolgt die Freilegung des Implantates. Ein kleiner zweiter chirurgischer Eingriff, bei dem der Zugang zum Implantatkörper geschaffen und ein Einheilkäppchen in das Implantat geschraubt wird. Nach 2-3 Wochen erfolgt dann eine Abdrucknahme und die Herstellung der Krone. Auf einen im Implantat festgeschraubten Aufbaupfosten (Abutment) wird die Krone dann fest zementiert. Wie bei den eigenen Zähnen müssen Implantatkronen und Brücken mit den üblichen Hilfsmitteln wie Zahnbürste, Zahnseide (flauschig) und Interdentalraumbürste gereinigt werden.
Implantatverluste treten nach einer längeren Tragedauer häufig bei unzureichender Mundhygiene auf, oft im Zusammenhang mit individuellen Faktoren (Rauchen) oder Veränderung in der allgemeinen Gesundheit des Patienten. Eine Periimplantitis kann sich entwickeln. Deshalb ist eine gute Mundhygiene und Pflege des Zahnersatzes eine wichtige Voraussetzung für den Langzeiterfolg.
Implantate sind bei gesetzlich Versicherten eine Privatleistung. Für die Krone, Brücke oder Prothese gibt die Krankenkasse einen Zuschuss. Bei privat Versicherten oder Zusatzversicherten hängt die Kostenübernahme durch die Krankenkasse von den Versicherungsvereinbarungen ab und muss individuell geprüft werden.
Patienteninformation Bundesärztekammer
Es gibt heute über 100 verschiedene Implantathersteller mit mehr als 200-300 verschiedenen Implantattypen.
Namhafte Hersteller sind:
- Dentsply Implant: AstraTech®, Ankylos®, Xive® und Frialit®
- DENTSPLY Implants
- Straumann: Straumann® Dental Implant System
- Nobel-Biocare: Branemark, NobelActive, Nobel Speedy und Steri-Oss
- Camlog Implantatsystem